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Ludwig HIRSCH

Datum

Mo, 10. Dez 2001
Der österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch hat sich das Leben genommen: Der 65-Jährige stürzte sich aus dem zweiten Stock eines Wiener Krankenhauses.
 

Der Sänger und Schauspieler Ludwig Hirsch ist tot. Der Österreicher stürzte sich am Donnerstag gegen 7 Uhr morgens aus dem zweiten Stock eines Wiener Krankenhauses, wie ein Polizeisprecher sagte. Damit bestätigte er einen Bericht der „Kronen Zeitung“.

Hirsch hatte eine Woche in der Klinik gelegen und litt dem Sprecher zufolge an Lungenkrebs. Sein Manager und Freund Karl Scheibmaier hatte nach eigenen Angaben noch am Mittwochabend mit dem 65-Jährigen telefoniert und darüber geredet, „dass man nach vorne schauen muss“.

Für Oktober 2012 seien Konzerte des Liedermachers in Berlin und Hamburg geplant gewesen, sagte Scheibmaier weiter. Hirsch trat zuletzt im Juli auf, seine Tournee 2010 stand unter dem Titel „VIELLEICHT – zum letzten Mal“.

 

Diesen Titel habe Hirsch selbst erfunden, sagte Scheibmaier. Damit seien die letzten Auftritte mit seiner Band gemeint gewesen. Mit seinem langjährigen Wegbegleiter, dem Gitarristen Johann M. Bertl, wollte er weiter auf Tour gehen.

Ludwig Gustav Hirsch wurde am 28. Februar 1946 als Sohn eines Arztes in St. Magdalena bei Hartberg in der Steiermark geboren und wuchs in der Wiener Leopoldstadt auf. Er gab 1967 das Grafik-Studium für eine Schauspielausbildung auf. Der legendäre Fritz Muliar nahm ihn unter seine Fittiche.

Seine ersten Erfahrungen als Schauspieler sammelte er am Stadttheater Regensburg und den Vereinigten Bühnen Wuppertal, später auch am Hamburger Thalia-Theater. 1975 wurde er festes Mitglied des Theaters in der Josefstadt Wien.

“I lieg am Ruckn” wurde zu einem Klassiker

1978 kam seine erste LP „Dunkelgraue Lieder“ heraus, die ihm in Österreich gleich zwei Platin-Schallplatten einbrachte. Das Stück „I lieg am Ruckn“, bei dem jemand im Grab liegend die ersten Würmer kommen hört, wurde zu einem der Klassiker.

Inspiriert wurde Hirsch zu dem makabren Humor nach Angaben Scheibmaiers, als er in eine Altbauwohnung gezogen war und im Liegen auf die fünf Meter hohe Decke schaute. Er habe die Lieder über den Tod „immer mit einem Blinzeln gemacht“, sagte Scheibmaier.

Sehr erfolgreich war auch die nächste LP „Komm, großer schwarzer Vogel“ (1979). Es sollten 22 weitere Alben folgen. Seine erste große Deutschland-Tournee führte ihn 1981 durch 17 Städte.

 

„Er war ein großartiger Schauspieler“, sagte Scheibmaier. Hirsch sei mit Rollenangeboten sehr wählerisch umgegangen. Er spielte 1981 neben Franz Xaver Kroetz eine Hauptrolle im Film „Trocadero“. Im Jahr 2009 war er im ARD-Film „Und ewig schweigen die Männer“ mit Susanne Lothar, Nadja Tiller und Walter Giller zu sehen.

Auf dem Bildschirm bekannt wurde er 1982 mit der Personality-Show „Die Nachtwache des Ludwig Hirsch“. 1989 übernahm er in dem TV-Vierteiler „In Zeiten wie diesen“, einer Satire auf den Kulturbetrieb, die Hauptrolle des Malers Oskar Kokoschka. Außerdem war er mit seinem Programm „Kontinent der Wale“, das auf dem Roman-Bestseller des Engländers Heathcote Williams basierte, für Greenpeace auf Tour.

Die erste Studioproduktion seit 1995, für die Hirsch eine Band zusammenstellte, wurde in Österreich 2003 mit dem „Amadeus“ als bester Künstler Rock-Pop/National ausgezeichnet.